Was auch unsere Aussichten verengte und unsere Kräfte monopolisierte, war der Wunsch, unsere eigenen Kommunisten loszuwerden und sie, nachdem die Bajonette der Besatzer verschwunden waren, dorthin zu schicken, wo sie es verdienten zu landen. Lichtjahre von der Regierungsmacht entfernt, sind wir in das Schulinventar historischer Sünden eingetreten, aus dem unsere Kinder und Enkelkinder lernen können, wozu es führt, wenn man die Zukunft aufbauen will, ohne vorher die nationalen Ideale und Lehren des Christentums verdaut zu haben.
Nachdem unsere Länder den Kommunismus stürzten und sich befreiten, befanden sie sich in einem Zustand des Glücks, aber auch der Schwäche. Unsere Kräfte waren vom Überleben, von der Prüfung einer großen Umstrukturierung, von der Notwendigkeit, die Grundlagen einer neuen Ära zu legen vereinnahmt – einer Ära der Anpassung an die westliche Welt. Und doch diktierte unser Herz schon 1991, dass wir unsere Länder Polen, Ungarn und die Tschechoslowakei auf die eine oder andere Weise miteinander verbinden sollten. Wir wussten es: Jahrhunderte werden geboren und vergehen, aber die Schicksalsgemeinschaft der Völker Mitteleuropas bleibt.
Und in der Tat, dreißig Jahre später, jetzt, wo wir alle NATO-Mitglieder sind, können wir uns als die dynamischste Region in der Europäischen Union betrachten: starkes Wachstum, niedrige Arbeitslosigkeit, schnelle Digitalisierung, robuste Investitionen. Das ist es, was wir geworden sind.
Mitteleuropa
Die schwierigen Debatten in der Union – um die Fragen der Einwanderung, der Demographie, der Rolle der Familie: der Konflikt zwischen nationaler Kultur und Multikulturalismus – haben uns gerade an die historische Berufung Mitteleuropas erinnert. Gibt es sie überhaupt? Und wenn ja, welche ist ihre moderne Form? Und – die drängendste Frage für uns Ministerpräsidenten überhaupt: Wie soll die Politik mit dieser Berufung umgehen?
In der ungarischen Vorstellung ist Mitteleuropa der Raum, der sich zwischen den Ländern der Deutschen und der Russen erstreckt, im Norden begrenzt durch die Ostsee, im Süden durch die Adria. Und auch wenn die genauen Grenzen strittig sind, ist es unbestreitbar, dass die V4-Länder territorial das Herz Mitteleuropas bilden.