– Sie haben mehrmals auf beiden Seiten der ukrainischen Grenze an humanitären Hilfsaktionen teilgenommen. Was haben Sie dabei beobachtet? Wie wurde die ungarische Hilfe von den vom Krieg bedrohten Ungarn in Subkarpatien und den ukrainischen Flüchtlingen, die aus dem Landesinneren flohen, aufgenommen?
– In Subkarpatien ist es bereits seit hundert Jahren nicht einfach, Ungar zu sein. Dort sind unsere Leute an ein hartes Leben gewöhnt.
Alles, was sie bisher – größtenteils mit Hilfe des Mutterlandes – aufbauen konnten: all die ungarischen Kindergärten, Schulen, Kirchen und Heime – ein großer Teil davon droht nun aufgrund des Krieges leer zu stehen. Ihr Hilferuf erreichte uns: nicht nur bis zum Komitat Bereg-Szatmár-Szabolcs [Grenzgebiet zu Subkarpatien, auf ungarischer Seite – AdÜ.], sondern bis nach Budapest und in die entferntesten Winkel des Landes. Diese guten Worte, die liebevolle Aufmerksamkeit, die materielle und finanzielle Unterstützung – all das ist nun für ihr Überleben notwendig und sendet ihnen eine Botschaft, die besagt: Ihr könnt euch auf uns verlassen. Die Flüchtlinge spüren genau, dass das Herz Ungarns jetzt an der ukrainischen Grenze schlägt. Sie bitten uns nur um das, was wir ihnen geben können: Sicherheit, gute Aufenthaltsbedingungen, Frieden. Von Záhony bis Fehérgyarmat, von Fényeslitke bis Tarpa traf ich überall auf Menschen, die Hilfe brauchten, und auf Menschen, die entschlossen waren, ihnen zu helfen. Was Beregszász [Berehowe in Subkarpatien – AdÜ.] betrifft, so ging ich dorthin, um daran zu erinnern, dass die Menschen, die dort geblieben sind, für uns genauso wichtig sind wie diejenigen, die gezwungen sind, die Grenze zu überqueren.
Die Ukrainer geben sich nicht mit unserer Solidarität zufrieden.
– Was meinen Sie, warum die ukrainische politische Klasse und die Presse diese Welle der Solidarität, die bei uns das Land wie ein Mann mitgerissen hat, nicht entsprechend ihrer Verdienste würdigen?
– Was die ukrainische Führung von uns erwartet, ist mehr als Solidarität: Es ist eine übermenschliche Hilfe. Was sie wollen, ist, dass ihr Kampf zu unserem Kampf werde. Wir Ungarn sind jedoch für den Frieden: Wir wollen uns aus diesem Krieg heraushalten. Und wenn wir den ukrainischen Flüchtlingen helfen, dann nicht, um die Anerkennung der politischen und medialen Klasse – sei sie nun ukrainisch oder international – zu verdienen, sondern weil es uns unser Herz sagt.