Epigraph:
„Der schöpferische Wille Gottes hat das Nichts besiegt. Der menschliche Wille hingegen ist dazu nicht in der Lage. […] Die Natur ist auf ihre Weise vollkommen, die Natur ist, was sie ist. Der Mensch hingegen muss später zu dem werden, was er ist. Er kann scheitern, wie er schon einmal gescheitert ist – an dem Tag, als er in die Sünde fiel. […] Die Ursache kann er nur über sich selbst finden – in Gott. Er muss seinen eigenen Willen freiwillig in meinem Willen Gottes auflösen. Und sich einseitig dafür zu entscheiden, diesem zu widerstehen, ist ein gefährlicher Hochmut. ‚Denn es ist doch eine verkehrte Größe, wenn man das Prinzip, an dem die Seele festhalten soll, aufgibt und sich gewissermaßen zu seinem eigenen Prinzip macht. Und das geschieht, wenn man zu sehr in sich selbst schwelgt’ [Zitat aus Augustinus, Die Stadt Gottes, 572, eingefügt in den Text von Safranski – AdÜ.]“. (Rüdiger Safranski, Das Böse oder das Drama der Freiheit)
Oh, selige Zeit, oh, seliger Augustinus! Denn was wird geschehen, wenn es jemals die Seelenlosigkeit ist, die zu sehr in sich selbst zu schwelgen beginnt? Nun, was geschehen wird, das ist unsere Zeit. Selbst Attila József konnte schon nicht mehr sehen, dass im Himmel jeden Abend Party ist – er konnte nur noch sehen, dass das Gewebe des Gesetzes dort immer noch irgendwo ausfranst. Und doch ist im Himmel jede Nacht ein Fest.
„[…] Ich stand da mit offenem Mund / und stieß von weitem einen Schrei des Glücks aus, / im Himmel wird gefeiert, jeden Abend wird gefeiert / und ich erkannte plötzlich den tieferen Sinn dieses / alten und großen Geheimnisses, das besagt, dass die Feen / des Himmels in der Morgendämmerung nach Hause / auf die erleuchteten Boulevards der Unendlichkeit zurückkehren. […] Hör zu, ich weiß sehr wohl, dass es nichts gibt, woran man glauben kann / und ich weiß auch sehr wohl, dass er von hier weggehen muss, / aber indem ich mein zum Bersten angespanntes Herz zur Saite einer Geige machte, / begann ich, für das Blau zu singen, / für den, von dem niemand weiß, wo er ist, / für den, den ich jetzt genauso wenig finde wie ich ihn tot finden werde. / Und bei Gott, heute, da meine Muskeln sich lockern, / habe ich durchaus den Eindruck, Freund, dass in diesem Staub, / wo ich zwischen Seelen und Schollen stolperte, / trotz allem ein großer, unbekannter Herr war / dessen Gast ich war.“ [Auszüge aus dem Gedicht „Hajnali részegség“ von Dezső Kosztolányi – AdÜ.]