György Matolcsy : Polak, Węgier, dwa bratanki

Trotz der ungarisch-polnischen Freundschaft kennen wir die Geschichte der Polen in den letzten drei Jahrzehnten kaum. Doch innerhalb Europas können wir von den Polen am meisten darüber lernen, wie man ein Land von der kommunistischen Vergangenheit erfolgreich in die Zukunft regiert.

2022. 02. 02. 11:10
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[„Pole, Ungar, zwei Brüderlein“ – ein polnisches Sprichwort, das in Ungarn oft zitiert wird – AdÜ.].

Trotz der langen Geschichte der ungarisch-polnischen Freundschaft wissen wir kaum etwas über die parallele Geschichte, die die Polen in den letzten drei Jahrzehnten durchlebt haben. Diese Lücke müssen wir schließen, denn von allen europäischen Nationen können wir von den Polen am meisten darüber lernen, wie man ein Land aus den Gewässern des Kommunismus in eine erfolgreiche Zukunft steuert.

Polens Aufholprozess ist ein Erfolg

Von den vier V4-Ländern hat Polen zwischen 1991 und 2020 den massivsten wirtschaftlichen Aufschwung und sozialen Aufstieg geschafft. Während das Pro-Kopf-BIP der Polen 1990 39,6% des Durchschnitts der EU-27 betrug, sind es 2020 bereits 75,7%. Insgesamt haben sie 36,1% gewonnen – fast so viel wie ihr Ausgangswert. Dieses Ergebnis übertrifft eindeutig das der Tschechen (+11,6%), Ungarn (+17%) und Slowaken (+24,9%).

Das Wachstum der polnischen Wirtschaft – mit durchschnittlich 3,6% pro Jahr – war das beste in der Region im Zeitraum 1991-2020. Es ist auch eine der besten Leistungen in der EU. Dieses Wachstum zeichnet sich durch seine „Ausdauer“ aus: Seit dem Regimewechsel ist es Polen gelungen, jedes Jahr Wachstum zu produzieren – selbst während der Krise von 2007-2009 war es der einzige EU-Mitgliedstaat, der ein steigendes BIP aufrechterhalten konnte. So ist es innerhalb von 30 Jahren innerhalb der V4 vom letzten Platz auf den zweiten Platz vorgerückt, direkt hinter Tschechien. Dies war die Dynamik des polnischen Aufholprozesses.

Der Vorsprung des polnischen Aufholprozesses erklärt sich durch das polnische Modell

Zwei Drittel des polnischen Aufholprozesses fanden im Zeitraum 2006-2020 statt. Das bedeutet, dass Polen im Vergleich zu den übrigen EU-Mitgliedstaaten die Jahre vor und nach dem EU-Beitritt besser nutzte, die Krisenjahre 2007-2009 besser bewältigte, dann, als Folge der globalen Finanzkrise, die Jahre der Griechenlandkrise und der Eurokrise und schließlich die komplexe Krise 2020-2021, die durch Covid-19 verursacht wurde, meisterte. Das Aufholmodell der Polen ist also sowohl in der Lage, eine günstige Konjunktur zu nutzen, als auch die auftretenden Krisen erfolgreich zu bewältigen.

Genau genommen hat Polen seinen Vorsprung vor Ungarn in einem einzigen Jahr mit einem Sprung erlangt, da es selbst 2009 noch ein Wachstum (von 2,8 %) verzeichnen konnte, während bei uns ein deutlicher Wirtschaftsabschwung (von -6,6 %) zu verzeichnen war. Nach 1990 begann die polnische Wirtschaft, den historischen Nachteil gegenüber Ungarn zunächst in kleinen Schritten und über lange Jahre hinweg aufzuholen. Nach 2006 machte sie größere Schritte, woraufhin sie 2009 den Abstand in einem einzigen Jahr mit einem einzigen Riesensprung (um 9% Wachstumsdifferenz) verkürzte. Ab 2012 waren wir dank der erfolgreichen ungarischen Wirtschaftspolitik Kopf an Kopf; 2019 hatten wir sogar wieder unsere polnischen Freunde überholt. Danach, in der Krise von 2020-2021, schnitten sie etwas besser ab als wir, sodass sie derzeit den Vorsprung haben.

Es ist wichtig zu bemerken, dass die polnische Leistung von 1991-2020 – die eindeutig besser war als unsere – hauptsächlich auf die Jahre 2006-2020 zurückzuführen ist – mit anderen Worten: dass im Grunde genommen zwei Drittel dieses Vorsprungs in nur einer Hälfte dieses drei Jahrzehnte umfassenden Zeitraums aufgebaut wurden. Da der Gesamtvorsprung der Polen gegenüber dem ungarischen Aufholprozess 19,1% beträgt, ist fast die Hälfte dieser Zahl (8,3%) auf die Jahre 2007-2010 und auf das hervorragende polnische Krisenmanagement von 2009 zurückzuführen. Die Grundlagen für einen solchen Erfolg – obwohl er in einem kurzen Zeitraum zustande kam – konnten jedoch nicht in einem einzigen Jahr gelegt werden: Seine Vorbereitung erforderte einen längeren Zeitraum; und was ihn möglich macht, kann nicht eine einzelne Ursache sein, sondern ein ganzes Entwicklungsmodell.

Das polnische Entwicklungsmodell ist nachhaltig

Polen hat die Auslandsverschuldungsfalle vermieden – wozu auch der polnische Schuldenerlass zu Beginn des Zeitraums beigetragen hat. Da es die Instrumente einer antizyklischen Wirtschaftspolitik optimal nutzte, konnte es die auftretenden Krisen besser als andere bewältigen. Während der globalen Finanzkrise 2007-2009 schärfte es seine Wirtschaft und senkte die Steuern auf den Faktor Arbeit.

Gut durchdachte Programme zur Entwicklung der Verkehrsinfrastruktur haben die verschiedenen Regionen Polens trotz ihres unterschiedlichen Entwicklungsniveaus gleichgestellt. Diese betrafen sowohl die Schiene als auch die Straße und die Flugverbindungen.

Die Bildungsreformen waren erfolgreich und führten zu einer erheblichen Verbesserung der PISA-Ergebnisse Polens um mindestens 18 Punkte in allen Bereichen.

Gerade inmitten der Krise, im Jahr 2008, senkte Polen die Steuern auf Arbeit erheblich, was dazu führte, dass das polnische Steuerniveau heute unter den EU-Ländern das viertniedrigste ist.

Polen hat eine Politik verfolgt, die gezielt auf die Einwanderung von Menschen mit demselben kulturellen Hintergrund abzielt, vor allem aus der Ukraine. Im Jahr 2020 lebten 12,7% der polnischen Bevölkerung im Ausland, was den höchsten Anteil der V4 darstellt – in Ungarn liegt er bei 7,3%.

Einer der wichtigsten Wettbewerbsvorteile, die dem polnischen Aufschwung zugrunde liegen, ist eine ausgewogenere Raumstrukturierung als bei uns. Die Bevölkerung der zweitgrößten Stadt des Landes macht 43% der Bevölkerung der Hauptstadt aus – während in Ungarn die entsprechende Zahl bei 12% liegt: Krakau hat 780.000 Einwohner, Warschau fast 1.780.000. Abgesehen von Krakau gibt es in Polen noch vier weitere Städte mit einer Bevölkerung von über 400.000 Einwohnern (Lodz, Breslau, Posen und Danzig).

Trotz seines hohen Entwicklungsniveaus hat Warschau kein übermäßiges Gewicht in der Wirtschaft des Landes. Auf die Region Warschau entfallen 18% des polnischen BIP, während die Region Mittelungarn [einschließlich Budapest – AdÜ.] insgesamt 48% des ungarischen BIP erwirtschaftet. Auf die Region Warschau entfallen nur 34% der polnischen Ausgaben für Forschung und Entwicklung, auf die Region Zentralungarn dagegen 64%.

In Polen konkurrieren 44 Champion-Unternehmen um die nationale Spitzenleistung in Bezug auf ihren Beitrag zum BIP, ihr Gewicht im Außenhandel und ihre Innovationsleistung. In Ungarn finden sich in dieser Kategorie nur [die Bank] OTP, MOL und [das Pharmaunternehmen – AdÜ.] Richter; mit anderen Worten: Selbst im Verhältnis zur Bevölkerung beträgt die Anzahl der ungarischen Champions etwa ein Viertel der Anzahl der polnischen Champions.

Die polnischen KMU sind produktiver als ihre ungarischen Kollegen und behalten gegenüber diesen einen Vorteil von 11 %. Die Produktivität der polnischen Kleinunternehmen liegt sogar 3 % über dem Durchschnitt der EU-27. Die Produktivität der polnischen mittleren Unternehmen liegt um 9% über dem ungarischen Niveau, obwohl sie nur 95% des EU-Durchschnitts beträgt. Bei der Produktivität von Kleinstunternehmen hingegen liegt der Vorteil bei Ungarn: Die polnischen Unternehmen weisen eine um 11% niedrigere Leistung auf, die nur 54% des EU-Durchschnitts ausmacht.

In den letzten 30 Jahren hatten die Polen von den vier V4-Ländern das schnellste Wachstum im IT-Sektor. Breslau gilt mit seinen 4.500 innovativen Unternehmen bereits als das „Silicon Valley“ Polens. Zwischen 2009 und 2020 wuchs die polnische Industrie im IKT-Sektor (Informations- und Kommunikationstechnologie) um 215 %, während das Wachstum desselben Sektors in Ungarn nur 174 % betrug, sodass Polen heute im Bereich der B2B-Dienstleistungen für multinationale Unternehmen regional führend ist.

Die Polen haben sich einen wettbewerbsfähigen und integrierten Agrar- und Lebensmittelsektor aufgebaut, der von der Produktion der polnischen Bauern profitiert, die in genossenschaftsähnlichen Strukturen organisiert sind. Dies ist einer der Gründe, warum das durchschnittliche Preisniveau für Lebensmittel in Polen nur 65,7% des EU-Durchschnitts beträgt – das niedrigste Niveau in der Union – im Vergleich zum slowakischen (87,9%), ungarischen (81,6%) und tschechischen (80,9%) Niveau.

Darüber hinaus verfügt das polnische Modell gegenüber dem ungarischen Modell über den zusätzlichen Vorteil einer höheren Erneuerungsrate der Bausubstanz als bei uns, die eine Folge eines deutlich höheren Anteils an Neubauten ist. Der Digitalisierungsgrad des Bankensektors ist hoch: Das polnische Bankensystem ist eines der innovativsten in Europa: Von den zehn fortschrittlichsten Banken in Mitteleuropa, die in einer Rangliste unter Berücksichtigung von zehn Digitalisierungskriterien aufgeführt sind, sind fünf in Polen ansässig. In Ungarn belegt die fortschrittlichste Bank in diesem Bereich nur den 21. Platz in einer Rangliste, die 70 europäische Banken umfasst.

Das polnische Modell basiert auf erfolgreichen Reformen der Datengesetzgebung. Weltweit gesehen steht Polen an zweiter Stelle, wenn es um die potenzielle und tatsächliche Zugänglichkeit von frei zugänglichen Daten geht. Weit abgeschlagen liegt Ungarn in dieser Rangliste nur auf Platz 39.

Das polnische Aufholmodell funktionierte in den ersten beiden Jahrzehnten nach dem Regimewechsel besser als das ungarische Modell; dann, nach dem Wechsel des politischen und wirtschaftlichen Modells in Ungarn ab 2010, begannen wir im Wesentlichen ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Doch das polnische Modell ist mittlerweile nachhaltig, während das ungarische noch nicht nachhaltig ist, denn in einer ganzen Reihe wichtiger Wirtschaftsbereiche hat sich Polen gegenüber uns einen Wettbewerbs- und Produktivitätsvorteil gesichert.

Es wird sich lohnen, in einem späteren Artikel die Frage zu stellen, warum und wie die beiden Länder so weit gekommen sind, und daraus die entsprechenden Schlussfolgerungen zu ziehen.

P.S.

„Die richtige Entscheidung ergibt sich aus der Erfahrung. Und die Erfahrung aus der falschen Entscheidung“ – Jim Horning.

György Matolcsy

Präsident der Ungarischen Nationalbank

Foto: Illustration (Foto: Jakub Porzycki / NurPhoto / NurPhoto via AFP)

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