Laurent Obertone freut sich über den Erfolg seiner Bücher in diesem Ungarn, „das mit beiden Beinen auf dem Boden steht“.
– Kennen Sie Ungarn? Was halten Sie von unserem Land? Wussten Sie, dass sich immer mehr Westeuropäer – Franzosen, Holländer, Deutsche – hier niederlassen?
– Das wundert mich nicht!
Ungarn ist ein atemberaubendes Land – ein Land, das die Fehler des Westens nicht gemacht hat und seinen Verstand bewahrt zu haben scheint, indem es sogar der Erpressung durch die Europäische Union widersteht. Diplomatisch gesehen ist dies eine teure Option, für die man einen gewissen Preis zahlen muss, aber es ist der Preis von Unabhängigkeit und Souveränität.
Es ist ein Land wie dieses, das meine Landsleute sich wünschen, weil sie das Gefühl haben, dass sie in den Augen ihrer eigenen Regierung nichts zählen.
– Hier in Ungarn begehen wir in diesem Jahr den 100. Jahrestag des Vertrags von Trianon. Am Ende des Ersten Weltkrieges, 1920, war es dieses Diktat, das mit der Komplizenschaft Frankreichs verabschiedet wurde und durch das unser Land zwei Drittel seines Territoriums und ein Drittel seiner ungarischsprachigen Bevölkerung verlor. Wenn wir hier über die Franzosen sprechen, ist das immer der erste Gedanke, der uns einfällt. Hatten Sie davon gehört? Was halten Sie davon?
– Es ist eine schreckliche Episode in unserer Geschichte. Alles, was wir Franzosen tun können, ist, die berechtigte Verbitterung der Ungarn in dieser Hinsicht zu verstehen.
Ich stelle mir vor, dass die Ungarn nicht dem französischen Volk die Schuld geben (so etwas hätte es nie getan), sondern den Politikern, die uns führen – und das ist eine andere Geschichte.
– In moralischer Hinsicht ist die Europäische Union bereits gespalten: Polen und Ungarn – und allgemeiner die Visegrád-Gruppe und Mittelosteuropa – sind zur neuen „Dissidenz“ geworden, die sich weigert, die liberalen gesellschaftlichen Doktrinen zu huldigen – LGBT-Rechte, Homo-Ehe, Einwanderung, offene Gesellschaft usw. Was denken Sie, wozu diese Prozesse führen können? Glauben Sie, dass es im Westen noch möglich ist, den Trend umzukehren?
– Das „fortschrittliche“ Lager verfügt über die gewaltige Schlagkraft der liberalen Medien, des internationalen Finanzsystems, der multinationalen Unternehmen, der Kulturwelt sowie der Mehrheit der Staaten und der technologischen Giganten. Allerdings beginnen die Bürger ihrerseits, die Augen zu öffnen, so dass das Spiel eng werden wird. Ich bin überzeugt, dass noch nichts verloren ist: Die öffentliche Meinung könnte sehr schnell auf unsere Seite kippen.
Unser größter Feind sind wir selbst: unser Konformismus, unsere Resignation, unser Mangel an Glauben…
Wenn wir akzeptieren, dass alles verloren ist und nichts dagegen tun, ist die Niederlage unausweichlich. Aber heutzutage haben immer mehr Franzosen die Nase voll; sie werden sich plötzlich ihrer Probleme bewusst und beschließen, den Lauf der Dinge zu ändern.
– In Ungarn sind die beiden Bände Ihres Romans Guerilla ein großer Erfolg. Was prädisponiert Ihrer Meinung nach die Ungarn dazu, dem, was Sie sagen, Aufmerksamkeit zu schenken?
– Die Ungarn interessieren sich für das, was im Westen passiert, und sie haben Recht. Im Moment sind wir Franzosen das beste Beispiel für alle Fehler, die man machen kann.
Was mich betrifft, so bin ich sehr stolz darauf, in einem Land wie Ungarn gelesen zu werden: einem Land, das mit beiden Beinen auf dem Boden steht.
Ein ungarischer Verlag, der in allen Ländern der Visegrád-Gruppe präsent ist
Bei dieser Gelegenheit entdeckt Magyar Nemzet auch, dass der ungarische Verlag von Guerilla das Werk Laurent Obertones auch in Tschechien, in der Slowakei und in Polen herausgegeben hat.
Als ungarischer Verlag – so Kárpátia Stúdió – wären wir schon lange gerne in diesen drei Ländern präsent gewesen und hätten damit auch zur internationalen Anerkennung unseres Landes beigetragen, denn es ist die erste kulturelle Präsenz dieser Art innerhalb der Visegrád-Gruppe. Auf der weltpolitischen Bühne ist Ungarn einer der Haupttreiber der Opposition gegen illegale Einwanderung, und spielt eine noch wichtigere Rolle bei der Zusammenarbeit innerhalb der Visegrád-Gruppe. Diese Bemühungen werden angemessen durch kulturelle Produkte ergänzt, die, basierend auf realen Fakten, auf die Gefahren der Einwanderung aufmerksam machen.
In Ungarn erschien im Oktober 2019 der erste Teil des Romans Guerilla (Der Tag, als alles in Flammen aufging) bei Kárpátia Stúdió. Der Band erreichte in ziemlich kurzer Zeit vier aufeinanderfolgende Auflagen. Die ungarische Übersetzung des zweiten Teils mit dem Titel Le temps des barbares wurde im Oktober 2020 herausgegeben. Diese Bücher zeigen mit erstaunlicher Anschaulichkeit die möglichen Folgen des Weges, auf den unverantwortliche Politiker die Länder Westeuropas gebracht haben. Und doch sind die beängstigendsten Szenen des Romans keine Beschwörungen von Gewalt und Zerstörung, sondern jene, in denen Vertreter einer liberal gehirngewaschenen Gesellschaft – Antifas, Menschenrechtsextremisten, Linksradikale – auftreten. Selbst im Angesicht des endgültigen Zusammenbruchs, der sich vor ihren Augen abspielt, bleiben sie unfähig zu begreifen, was sie Europa angetan haben.