Die Europäische Kommission wäscht sich von jeglicher Schuld frei und will nicht einmal zugeben, dass die EU-Beschaffung weit hinter einigen Ländern außerhalb der EU zurückbleibt. – Der Grund dafür liegt in den weltweiten Produktionskapazitäten, nicht in der Anzahl der bestellten Impfstoffe – verteidigte sich Stella Kyiriakídou, EU-Kommissarin für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit. Allerdings hat Frau Kyiriakídou die folgende Frage noch nicht beantwortet: Warum werden die bereits produzierten Dosen woandershin in größeren Mengen geliefert? Sie lässt auch keine Überprüfung der bereits unterzeichneten Verträge zu, da diese für sie bindend sind. – Die Mitgliedstaaten können rechtlich gesehen keine bilateralen Verhandlungen mit den Herstellern führen, wie ich Ihnen gerade in Erinnerung gerufen habe – hatte Margarítis Schinás, der griechische Vizepräsident der Europäischen Kommission bereits gewarnt, ohne jedoch zu erwähnen, dass Deutschland laut Presseberichten 30 Millionen Impfstoffdosen von Pfizer-BioNTech im Rahmen einer separaten Vereinbarung gekauft hätte.
Obwohl die Verhandlungen während der deutschen EU-Ratspräsidentschaft stattfanden, ist es Deutschland, das die Beschaffung durch die Union am heftigsten kritisiert. So griff Bayerns Ministerpräsident Markus Söder – der als wahrscheinlicher Kanzlerkandidat gilt – in der „Bild am Sonntag“ das Beschaffungsverfahren bereits an. Söder sagte, die Kommission habe bei ihrer Aufgabe versagt, weil sie nicht in der Lage gewesen sei, genügend Impfstoffdosen zu reservieren. Seiner Meinung nach war die Kommission schuld daran, dass das Beschaffungsverfahren ungeeignet war, da sie zu bürokratisch plante und zu wenig Impfstoffdosen bestellte, als tatsächlich geeignet wäre, dzw. dass die Verhandlungen über den Preis der Impfstoffe zu lange dauerten.
„Es ist für niemanden zu erklären, warum ein sehr guter, in Deutschland entwickelter Impfstoff anderswo und früher eingesetzt wird“, ironisierte er und verwies auf die Tatsache, dass BioNTech ein deutsches Unternehmen ist.