– Das Wichtigste ist das Leben und die Sicherheit der Ungarn, einschließlich derer in Subkarpatien [westlichste Provinz der heutigen Ukraine, die von den Völkern, die östlich der Karpaten leben, Transkarpatien genannt wird: Ukrainer etc. – AdÜ.] – sagte Ministerpräsident Viktor Orbán am Mittwoch im Zusammenhang mit dem russisch-ukrainischen Krieg in einer Videobotschaft auf seiner Facebook-Seite. Nach einer Regierungssitzung erklärte er, dass „wir keine Entscheidungen treffen können und werden, die ungarische Siedlungen oder die ungarische Bevölkerung – einschließlich der Bevölkerung von Subkarpatien, unabhängig davon, ob sie ethnisch ungarisch oder ukrainisch ist – zu Zielscheiben machen“.
Und weiter: „Nach der Lagebeurteilung, die die Regierung am siebten Tag des Krieges vorgenommen hat, hat das Kabinett bestätigt, dass Ungarn auch weiterhin keine Soldaten oder Waffen auf ukrainisches Territorium schicken wird.“
„Das Wichtigste ist, dass Ungarn sich aus diesem Krieg heraushält.“
Der Ministerpräsident argumentierte jedoch, dass die Ukraine unser Freund sei, dass sie in Schwierigkeiten stecke und dass wir die Pflicht hätten, denen zu helfen, die in Schwierigkeiten seien. „Wir haben eine der umfangreichsten humanitären Missionen in der Geschichte Ungarns gestartet. In der ersten Phase werden wir Lebensmittel, Hygieneartikel und Babyartikel im Wert von 600 Millionen Forint schicken“, sagte er in der Videobotschaft.
Der Vorteil einer erfahrenen Regierung
In seinem Exklusivinterview mit der Wochenzeitung Mandiner behauptet Viktor Orbán, dass der aktuelle Krieg bereits der dritte ist, der unter den von ihm geführten Regierungen in unserer Nachbarschaft entfesselt wurde. Er zählte auf: 1999, einen Tag nach unserem Beitritt, griff die NATO in den Kosovo-Krieg ein. Im Jahr 2014 war es die Krimkrise, die er zu bewältigen hatte – und jetzt dieser zweite russisch-ukrainische Krieg. Er sieht diese Regierungserfahrung als einen Vorteil – den Vorteil, über die strategische Ruhe zu verfügen: wenig reden, aber wenn man redet, sich dann präzise und verantwortungsvoll ausdrücken. Unter solchen Umständen darf man nicht zulassen, dass Wahlkampfsorgen über die Interessen der Nation gestellt werden, denn die kleinste unpassende Geste kann Schaden verursachen. Für ihn ist in einer Kriegssituation ein Wort bereits die Hälfte einer Tat. „Die Opposition möchte Waffen verschiffen, mit denen dann auf Russen geschossen wird, oder sogar Soldaten, die dann gegen die Russen kämpfen. Das zeigt, dass sie keine Erfahrung und keine Methode haben und dass es ihnen völlig an Verantwortungsbewusstsein fehlt. Ihre unverantwortlichen Äußerungen gießen nur Öl ins Feuer, was den Interessen Ungarns zuwiderläuft. Statt Abenteurertum brauchen wir eine verantwortungsvolle Politik, Sicherheit und Stabilität“, sagte er. Auf seine Erfahrungen zurückblickend sagt er: „Wenn man die Bilanz unserer Regierungen zieht, wird man sehen, dass wir seit 2010 alles gesehen haben: eine Finanzkrise, den Austritt von rotem Schlamm aus Ajka, die Überschwemmung, den Krimkrieg, die Migrantenkrise, das Coronavirus und schließlich den russisch-ukrainischen Krieg. Die Zeit der Krisen, die wir heute erleben, beraubt uns der friedlichen Schaffensperiode, die wir verdient hätten, und trotz allem haben wir Ungarn es geschafft, ein System zur Unterstützung von Familien aufzubauen und die Wirtschaft zu sanieren“ – aber all das ist laut Viktor Orbán immer noch wenig im Vergleich zu unserem Potenzial, da der Großteil unserer Energie damit verbracht wird, die Folgen der Krisen zu kompensieren.