Der folgende Leitartikel wurde vom ehemaligen tschechischen Präsidenten Václav Klaus verfasst und vom Václav-Klaus-Institut zur Veröffentlichung in der Visegrád Post zur Verfügung gestellt.
Das Leid Hunderttausender Zivilisten, aber auch das der Soldaten (nicht nur der Berufssoldaten) ist unkalkulierbar. Genauso wie die enormen materiellen Schäden, die nicht nur die Orte, an denen die Kämpfe unmittelbar stattfinden, belasten werden, sondern auch die Folgen der riesigen Flüchtlingswelle und es hat keinen Sinn, diese jetzt zu quantifizieren. Die Appelle nach einer sofortigen Unterbrechung der Kämpfe, nach einem Waffenstillstand, nach sinnvollen und ernsthaften Kompromissen müssen dringend und laut formuliert werden.
Die momentane Situation erfordert jedoch etwas anderes als Emotionen, Mitleid, billige Gesten, ganz zu schweigen von den Versuchen der Politiker, die Situation zu nutzen, um politische Rivalen zu denunzieren. Sie erfordert eine Rückkehr zu rationaler Betrachtung der Ursachen der heutigen Situation. Dies ist Voraussetzung für die Suche nach Lösungen, die Verluste und Kosten aller Art minimieren werden.
Um solche Lösungen finden zu können, genügt keine starke Rhetorik und politische Phrasen. Es reicht nicht aus, sich auf Politikmacherei einzulassen, bei der es immer um Innenpolitik geht (und im tschechischen Fall um die bevorstehenden Kommunal-, Senats- und Präsidentschaftswahlen).