Die Karriere von Zsolt Petry, dem Torhüter, der 1984 die Jugend-Europameisterschaft gewann und 38mal eingesetzt wurde, endete gestern bei Hertha Berlin. In einem Interview mit Magyar Nemzet, das am Ostermontag in unserer Online-Ausgabe veröffentlicht wurde, äußerte sich der ehemalige Bundesliga-Torwart auch zu politischen und gesellschaftlichen Themen. Petrys Ansichten passen nicht zu Herthas Grundsätzen, deshalb verlangte der Verein noch am selben Tag eine Erklärung von seinem Mitarbeiter, und es war zu erwarten, dass es dabei nicht bleiben würde. Gestern hat der Berliner Verein, dessen Cheftrainer Pál Dárdai ist, den Vertrag seines Assistenten Zsolt Petry mit sofortiger Wirkung aufgelöst, nachdem er sechs Jahre für die Hertha tätig war.
Der Lauf der Dinge beschleunigte sich: Nachdem Zsolt Petrys Aussagen am Ostermontag von der elektronischen Version der Magyar Nemzet veröffentlicht wurden, verlor er seinen Job innerhalb von 24 Stunden nach der Veröffentlichung. Neben Kommentaren zur Entwicklung der ungarischen Nationalmannschaft, seiner fachlichen Einschätzung des Nationalmannschaftskapitäns Marco Rossi, seinen Ansichten zur U21-Europameisterschaft und einem beachtenswerten Vorschlag für strenge Rekrutierungsregeln in der ungarischen Spitzenklasse, äußerte sich der 54-jährige Petry auch zu politischen und gesellschaftlichen Themen. Diese Meinungen sorgten in Deutschland für Empörung, so sehr, dass Hertha noch am Tag der Veröffentlichung des Interviews eine Erklärung von ihm verlangte. Es war zu erwarten, dass es dabei nicht bleiben würde.
Gestern gab die Hertha auf ihrer offiziellen Seite bekannt, dass sie den Vertrag von Zsolt Petry mit sofortiger Wirkung auflöst. Laut Aussage des Vereins steht Hertha für Werte wie Vielfalt und Toleranz, die in den Äußerungen Petrys, der in seiner Eigenschaft als Hertha-Mitarbeiter sprach, zu fehlen schienen.
„Die Arbeit von Zsolt Petry wurde in seinen Jahren bei Hertha sehr geschätzt. Er ist ein offener, toleranter und hilfsbereiter Mensch. Er hat sich nie homophob oder fremdenfeindlich verhalten“ – sagte der Geschäftsführer des Vereins, Carsten Schmidt, und fügte hinzu, dass trotz der zusätzlichen Klarstellung seiner Aussagen, die Petry später in der Magyar Nemzet veröffentlichen ließ, seine Worte immer noch nicht mit Herthas Werten vereinbar seien. Es ist wahrscheinlich nicht weit hergeholt, anzunehmen, dass die Entscheidung, diesen Profi zu entlassen, unter dem Druck einer leicht identifizierbaren Untergruppe der Anhängerschaft des Clubs getroffen wurde. Um es einfach auszudrücken: Die Loyalität tausender Fans zählt mehr als die Person eines ungarischen Torwarts. „Wir möchten uns an dieser Stelle bei Zsolt Petry für die geleistete Arbeit bedanken und wünschen ihm für die Zukunft alles Gute“ – so lautet das Statement, das darauf schließen lässt, dass sich die Hertha-Führung nicht leichten Herzens von ihrem ungarischen Co-Trainer getrennt hat.