Natürlich geschieht auch dies nicht zufällig. Sie sind es, die sich jetzt so verhalten wie die Sowjets zu ihrer Zeit, die von Ihrer bewundernswerten und unvergleichlichen Größe, Ihrer Fairness, Ihrer moralischen und sonstigen Überlegenheit, Ihrer Demokratie und Ihrer „offenen Medienlandschaft“ reden, so wie es Breschnew und seine Genossen zu ihrer Zeit taten. Aber in unserem Land gibt es eine politische Masse, die sich nie ändert und immer genau weiß, wen sie hassen und wen sie anbeten muss. Das sind Leute, Herr Außenminister, die nie Fehler machen: Selbst in der Hitze des Gefechts finden sie immer den richtigen Arsch zum Küssen. Was Sie betrifft, so haben Sie genau aus diesem Grund so viel Zuneigung für die besagte Masse und bereiten sich darauf vor, uns alle Söldner zu schicken – mit Frau Nuland an der Spitze der Prozession –, die es braucht, um dieser Masse während der ungarischen Wahlen unter die Arme zu greifen.
Zumindest auf diesem Gebiet, Herr Außenminister, kennen Sie sich aus: dem „Export von Demokratie“. Das ist ein Bereich, in dem Sie so viele Erfolge im globalen Maßstab haben, so viele bewundernswerte Triumphe: Afghanistan, Irak, die großartigen arabischen Frühlinge, und dann natürlich die Ukraine und ihre Maidan-„Revolution“, in die Sie – nach Ihren eigenen Eingeständnissen – Milliarden von Dollar investiert haben – nur ist es etwas schwierig zu wissen, unter welcher Verkleidung genau die CIA-Agenten auf beiden Seiten der Barrikaden agierten, um zwei oder drei Köpfe aus der Menge zu reißen. Sie sind zu Midas Königen in umgekehrter Form geworden: Alles, was Sie anfassen – sogar reines Gold – wird zu Scheiße.
Und, bevor wir es vergessen, stellen wir uns eine Frage: Warum sollten wir die Russen heute so sehr hassen?
Denn in Ihrem Land sind Mengen von Schiefergas im Boden gefunden worden. Sehr gutes Gas, ja, außer dass es sehr teuer in der Förderung ist. Die amerikanischen Unternehmen in diesem Sektor haben riesige Schulden angehäuft, so dass sie dieses Schiefergas zu einem hohen Preis irgendwo verkaufen müssen. Die Russen hingegen haben billiges Gas: Es kommt von selbst aus dem Boden, und Europa kauft es – so sehr, dass die Deutschen sogar eine kleine Pipeline nur für sie bezahlt haben, nur um dieses Gas hereinzubringen. Oh nein, das passt Ihnen nicht! Was also mit dem teuren amerikanischen Schiefergas passiert, das über den Ozean zu den in europäischen Häfen entstehenden Terminals verschifft werden muss, in riesigen Tankern, die in einer Stunde Hunderttausende von Litern Treibstoff verbrauchen, ist egal, solange Biden feierlich Greta Thunberg empfängt und CNN seine Bemühungen um den Umweltschutz mit Tränen in den Augen schildert.
Das ist also der Grund, warum wir die Russen jetzt so sehr hassen sollten. Denn eine eurasische Zusammenarbeit könnte gerade Ihr marodes Reich von hirnlosen Schwachköpfen einklammern, wo Universitäten zu Foren für die Diskussion von Wäschedosen-Rassismus geworden sind und BLM-Aktivisten in Erinnerung an einen Verbrecher frei plündern. (Übrigens: Dieser Hadházy [ungarischer Oppositionspolitiker, AdÜ] aus Russland namens Navalny, haben Sie ihn ausgebildet? Oder die Deutschen? Oder haben Sie es vielleicht gemeinsam getan?)
Auf jeden Fall, Herr Außenminister, ist es gut für Sie zu wissen, dass wir Sie auch kennen – dass wir Sie sehr gut kennen. Wir wissen zum Beispiel, dass es Ihnen nie an Geheimagenten und einer „offenen Medienlandschaft“ fehlen wird, um unzureichend russophoben und unzureichend liberalen Elementen das Leben unmöglich zu machen, sie zum Schweigen zu bringen und, wenn nötig, hinter Gitter zu bringen. Es wird immer genug „Korruption“, „sexuelle Belästigung“ und „Ehebruch“ geben, dass man es, wenn die Zeit gekommen ist, „ans Licht bringt“ – aber ob Clinton auf Jeffrey Epsteins Insel war, werden wir nie erfahren. Was will ich damit sagen? Selbst als eine gewisse Monica Lewinsky ihn mit ihren fließenden Fähigkeiten direkt im Oval Office beehrte und Clinton etwas anderes behauptete, war es Ihr eigener Oberster Gerichtshof, der es auf sich nahm, per Beschluss festzulegen, dass Fellatio kein sexueller Akt ist und daher auch nicht als Akt des Ehebruchs betrachtet werden kann.
Nicht, dass wir ein schlechtes Gewissen hätten, Herr Blinken… Aber merken Sie sich trotzdem – möglichst so, dass Sie es für den Rest Ihres Lebens nicht vergessen – diese ewige Wahrheit, wie sie ein Kollege von mir formuliert hat, der gelehrter ist als ich: Die Welt wird immer von unvollkommenen Konservativen gebaut und immer von perfekten Liberalen vermasselt.
Erlauben Sie mir zum Schluss noch eine Korrektur. Bei uns ist es üblich geworden, zu sagen, dass man „ungarische Wurzeln“ hat. In diesem Zusammenhang halte ich es für notwendig, etwas klarzustellen: Was Sie, Herr Außenminister, haben, ist eine ungarische ENTWURZELUNG, die im Übrigen Ihrer amerikanischen Entwurzelung entspricht.
Und das ist genau der Grund, warum Ihre Welt dazu verdammt ist, zu verschwinden. Es tut mir leid für Ihren Verlust! Und da ich dieses Schreiben mit einem Zitat aus den Worten des Bendegúz Regős aus dem Film Indul a bakterház begonnen habe, wollen wir es mit einem weiteren Zitat derselben Figur beenden:
„Ich selbst war schon immer ein wohlmeinender Junge, aber wenn ich meine Absichten zu Ende bringe, werden sie jedes Mal schlecht.“
So sehe ich auch Sie, in meinen wohlmeinenden Momenten – die immer seltener werden.