In der Debatte, die im Mai in der Europäischen Union begonnen hat, geht es um die Zukunft der Europäischen Union, und so wird es auch in meinem Vortrag nicht um die Zukunft Europas, sondern die der Europäischen Union gehen. Teil Europas sind Norwegen, die Schweiz, das Vereinigte Königreich, der ganze Balkan, die Ukraine und Weißrussland mit Sicherheit, und auch Russland, bis zum Ural mit Sicherheit, und auch die türkische Welt erstreckt sich in den geographischen Raum hinein, den wir Europa nennen. Europa ist ein kulturelles Konstrukt, das fantastisch, überwältigend, atemberaubend und unnachahmlich ist. Es ist die aus den unnachahmlichen, miteinander zusammengewachsenen Weinreben der drei Erhebungen, der Akropolis, des Kapitols und von Golgatha entsprießende Weinranke. Wein wird an vielen Orten in der Welt produziert, man versucht auch die europäische Kultur an zahlreichen Orten heimisch zu machen, aber man wird nie an den Geschmack und die Schönheit des Originals herankommen, so oft man sich auch betrinken mag. Im Leben Europas wechselten sich bessere und schlechtere Zeitalter ab, doch ist Europa ewig, und das ist es auch heute, auch wenn die Kleidung anderer heller glitzern mag. Doch sind wir heute nicht auf der Sitzung der Kunstakademie, auf der wir miteinander wetteifernd die Größe unseres Kontinents loben, sondern auf einer politischen Veranstaltung, und wir müssen nicht über Europa nachdenken, sondern über die Zukunft der Europäischen Union.